Als Vorstand des Berufsverbandes der unabhängigen Handwerkerinnen und Handwerker (BUH e.V.) ist es mir ein wirklich großes Anliegen, hier an dieser Stelle einmal laut „Weiter so!“ und die alte abgegrabbelte Parole „Gemeinsam sind wir stark!“ zu rufen.
Zu der Zeit, als „Soloselbstständige“ von den Sozialpartnern als Störfaktor wiederentdeckt wurden und die üblichen „Standesvertreter“, Zentralverbände und konservativen Gewerkschaftsverbände der Öffentlichkeit die prinzipielle Verwerflichkeit von Alleinselbstständigkeit an die Wand malten, trafen sich Betroffene und Interessenvertreter der Selbstständigenverbände bei diversen Anhörungen und Veranstaltungen in Berlin.
Freiberufler, Gewerbetreibende, Künstler, Informatiker*innen, Ärzte, Eventveranstalter, LehrerInnen, Film- und Medienschaffende, Sozialarbeiter und Handwerker verbanden sich über die gemeinsamen Anliegen und gründeten am 13. Februar 2017 die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbstständigenverbände BAGSV.
Uns einte der dringende Wunsch nach Schutz und Rechtssicherheit vor dem Vorwurf der „Scheinselbstständigkeit“, mit dem wir diskreditiert und auch sanktioniert werden sollten.
Neben der sinnvollen Gestaltung einer Altersvorsorgepflicht entdeckten wir schnell weitere gemeinsame Problemstellungen und auch einige strukturelle Ungleichheiten. Der maßgeblich an der Gründung beteiligte VGSD war bis dahin der einzige branchenübergreifende Mitgliedsverband. Nun gibt es eine branchenübergreifende Arbeitsgemeinschaft von Verbänden, die in wenigen Jahren und trotz Pandemie unsere bescheidenen Erwartungen übertroffen hat und dessen regenbogenfarbenes Logo optimistisch in die Zukunft weist.
Jeder Mitgliedsverband kann alleine oder gemeinsam mit anderen die Initiative zu einem Thema ergreifen und bei den Freundinnen und Freunden der anderen Verbände für Unterstützung werben. Auf diese Weise ist eine Vielzahl von Positionspapieren und Stellungnahmen zu aktuellen Gesetzesvorhaben entstanden, etwa zum Versichertenentlastungsgesetz, der gesetzlichen Krankenversicherungen, zum Thema Altersvorsorgepflicht, zum geplanten Gesetz zur Stärkung des fairen Wettbewerbs oder zur Wiedereinführung des Meisterzwangs.
Die nächste Stellungnahme liegt heute in der Pipeline. Diesmal betrifft es alle Selbstständigen mit Kindern und die Gleichbehandlung beim Kinderkrankengeld. Und das branchenübergreifend.
Diese vielen Initiativen bündeln Kräfte, schaffen Verständnis und Perspektiven und gewinnen weiter an Überzeugungskraft. Die aufgeregten Angriffe der Sozialpartner, die fortgesetzt versuchen uns als tendenziell unterversichert, unverantwortlich, asozial, Dumping-Konkurrenz, Pfuscher, Steuerbetrüger usw. zu diffamieren, finden bei Parteien und Bundesregierung leider Gehör, da sie gängige Vorurteile bedienen. Leider reicht auch solche, lediglich „anekdotische Evidenz“, dann vielfach aus, um diese Vorurteile in Gesetze zu gießen, welche die kleinen gegenüber den großen Unternehmen weiter benachteiligen. Da wünsche ich mir endlich einmal eine tiefgreifende Klimakrise zwischen den etablierten Wirtschaftsvertretern und der Politik mit der Folge, dass Politiker dann verstärkt auf das gute Gesprächsklima mit der Arbeitsgemeinschaft zurückgreifen. Soloselbstständige sprechen nicht nur für sich selbst, sie haben auch konstruktive und kreative Lösungen anzubieten.
Jonas Kuckuk,
Vorstand des BUH